Samstag, 19. September 2015

Tag 9

Angekommen in Belém erwartet uns eine "leere" Stadt. Neben Manaus ist dies aber die wichtigste Stadt im Amazonasgebiet. Gerade ist hier nicht wirklich viel los - na gut, es ist auch erst 6 Uhr in der Früh an einem Sonntag. Hier wollen wir jedoch nur einen Tag verbringen, bevor es dann abends mit dem Nachtbus nach Sao Luis und weiter nach Barreirinhas geht. Aber zurück zu Belém:
Hier angekommen lassen wir uns von einem Taxi zu einem Hotel fahren, das zentral liegt und im Lonely Planet Reiseführer empfohlen wurde. Wir möchten unsere Rucksäcke gerne tagsüber hier deponieren, damit wir ohne Ballast die Stadt erkunden können. Leichter gesagt als getan.. Erst das dritte Hotel lässt uns die Sachen dort lagern ohne ein Zimmer zu buchen.
In Belém erkunden wir verschiedene Märkte, den modernisierten Hafen und die Altstadt. Außergewöhnliches gibt es hier leider nicht zu berichten, da wir alle noch sehr geschafft von der letzten Nacht auf dem Boot sind.

Nach 13 1/2 Stunden und knapp 800 km erreichen wir Sao Luis.

(bei Gelegenheit vervollständige ich diesen Beitrag)






Tage 7-9

04. - 06.09.2015
Auf dem Boot, Santarém - Belém
Auf ins Abenteuer!
Es ist jetzt Freitag morgen, 10 Uhr. Jeder bringt seine eigene Hängematte mit aufs Boot, die man dort selbst befestigen kann. Auf dem Markt gibt es Varianten in allen erdenklichen Farben und Arten, mit und ohne Schnörkel. Unsere Hängematten sollen einigermaßen kompakt sein, damit wir sie später im Rucksack untergebracht kriegen. Wer hat schon eine Hängematte, mit der man über den Amazonas geschippert ist.
Nachdem wir die Ticketstände abgeklappert haben und uns der "Präsident" höchst persönlich noch einen Rabatt gewährte, geht es auf's Boot. Knapp unter 30 €, etwa 800 km Fahrt, Ankunft in Belém Sonntagmorgen. Das Boot erstreckt sich über drei Etagen, alles voller Hängematten. Das Bild ist einfach fantastisch! Es ist bunt, wir werden gemustert. Aber wo sollen wir hier noch einen Platz finden? In der mittleren Etage werden wir fündig - zwar nicht alle beisammen, aber immerhin paarweise finden wir einen Platz. Als wir versuchen, die Hängematten mit den Tauen zu befestigen, paart sich die Neugier der Einheimischen gleich mit Hilfsbereitschaft, die wir gern annehmen. Jetzt wird erstmal das Boot erkundet. Oben gibt es neben Hängematten noch ein paar Kabinen, in denen sich alte Pauschalreiseholländer niedergelassen haben. Wie befürchtet, sind unsere deutschen "Freunde", die wir in Alter do Chão kennenlernten, auch mit an Bord. Gott sei Dank weit genug weg - die brauchen wir wirklich nicht mehr. Weiter hinten gibt es eine große Terrasse, auf der schon in voller Lautstärke Forró ertönt, brasilianische Volksmusik. Die Menschen lieben es. Am Ende der Terrasse stehen ein paar "Stangen". Erst dachten wir, es könnten Duschen sein, aber es gab keinerlei Hebel oder Knopf. Muss also was anderes sein. Die untere Etage bietet neben Platz für Hängematten auch noch Fläche für Waren. Die Boote werden sowohl für den Personen- als auch Warenverkehr genutzt. Wir beobachten, wie die letzten Kisten Bananen und sonstiger landwirtschaftlicher Erzeugnisse eingeladen werden, bevor der Motor startet. Und los geht's! Nach einer halben Stunde kommt die deutlich sichtbare Grenze Tapajos/Amazonas immer näher, bis wir sie gänzlich überschreiten. Jetzt sind wir so richtig wahrhaftig auf dem Amazonas :) Jetzt haben wir zwei Tage und zwei Nächte Zeit, um nicht wirklich viel zu tun. Außer gucken, essen, trinken, sprechen, genießen. Wir schnappen uns Stühle und setzen uns unter die erwähnten Stangen auf der Terrasse und genießen erstmal den Fahrtwind und die Sonne und lassen bei einer Cola erstmal einmal alles auf uns einwirken. Einfach faszinierend und entspannend! Bis zu dem Moment... als sich die Stangen tatsächlich als Duschen heraus stellen. Und als was für welche! Wtf?! Wie kann das sein? :D Unter sichtlich belustigten Blicken springen wir mit nun erfrischten Häuptern nach vorn und lachen über uns selbst. Beim wiederholten Betrachten der Fläche sehen wir ein verblasstes Schild mit den Betriebszeiten der Duschen, die das Wasser aus dem Amazonas für ein paar Stunden am Tag nach oben pumpt. Witzig.
In den nächsten zwei Tagen erfahren wir viele neugierige Blicke und Menschen, die sich für uns interessieren. Woher wir kommen und ob Deutschland vor oder hinten den USA liegt. Wie es bei uns aussieht. Die meisten verbinden mit Deutschland "sete a um", das legendäre 7:1-Halbfinale zwischen Brasilien und Deutschland, das natürlich jeder kennt. Die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen ist unbeschreiblich. Eine große Familie neben uns teilt sich eine Schüssel Acai-Mousse und fordert uns auf, mit zu essen. Als eine Mama neben uns ihr Baby füttert, hält sie auch Jaqueline den Löffel hin. Und als ich im Speiseraum meine Plastikgabel zerbrach, dauerte es keine Sekunde, da hatte ich die Gabel eines Mitreisenden auf dem Teller liegen - er aß mit dem Löffel weiter. Was wir uns erhofften - nämlich die Menschen abseits des Tourismus und großer Städte kennen zu lernen, ging vollkommen in Erfüllung und wir sind hin und weg. Bei den Einheimischen schauten wir uns ab, wie man gut in der Hängematte schläft. Am besten schräg, so nimmt man die Spannung raus und krümmt sich nicht so. Geht echt klar! Die zweite Nacht war etwas windiger und entsprechend wellig, sodass die eng aneinander hängenden Matten alle mit den Nachbarn aneinander bollerten. Erholsam war die Nacht dann weniger, aber das nimmt man gern hin.
Das Ufer war mal weiter weg, mal nur ein paar Meter entfernt. Im Streckenverlauf gibt es unzählige Zuflüsse, Abflüsse, Abzweigungen, Kreuzungen. Das Delta ist einfach gigantisch. Zwischendurch hängen sich Dorfbewohner mit ihren kleinen Booten an das Unsere, um an Bord Snacks zu verkaufen. Nüsse, Obst, Shrimps. Andere sind es gewohnt, übrig gebliebenes Essen vom Boot dankbar entgegen zu nehmen, das die Passagiere hinunter werfen. Ja, der Amazonas. Eine absolut andere Welt. Am Sonntag im Morgengrauen erreichen wir Belém.



Bei der Reiseplanung waren wir nicht immer sicher, ob wir diese Bootsfahrt wirklich machen sollen. Einige Beitrage von Reisenden waren echt abschreckend. Kenternde Boote, Krankheiten, die man sich einholt, Diebstahl und sowieso und überhaupt alles doof. Natürlich waren die sanitären Anlagen nicht gerade einladend, aber das war auch nicht anders zu erwarten. Wenn man mit Offenheit an die Sache rangeht und die Skepsis über Bord wirft, kann es ein wunderbares Erlebnis werden. Wir sind echt froh, es gemacht zu haben!






Freitag, 11. September 2015

TAG 5 - 7 1/2

02.09. - 04.09.2015

Mittlerweile haben wir die Amazonas-Region wieder verlassen, aber hier ein kurzer Abriss der letzten Tage dort bevor es auf unsere kleine "Kreuzfahrt" ging.

In Alter do Chao haben wir wirklich tolle Tage verbracht. Sind dort noch zur Ilha do Amor gefahren, wo wir ein deutsches Pärchen im Sabbatjahr getroffen haben, das eine Südamerika-Tour mit eigenem Auto macht. Bei Niedrigwasser hätte man hinüberwaten können, also haben wir ein Ruderboot genommen. Auf der Ilha gab es mehrere Hütten/Restaurants mit Stühlen direkt am Wasser :)
An unserem letzten Tag in Alter do Chao haben wir noch eine Tour zum Amazonas gemacht. Das war wirklich wieder toll. Diesmal sind wir den Rio Tapajos hochgefahren und haben in der Ferne sogar den Übergang der zwei Flüsse erkennen können - Rio Tapajos im klaren Blau und der Amazonas in Braun. Es faszinierend zu sehen, wie hier Menschen in kleinen Gemeinden auf dem Wasser am Flussrand ihre Häuser aufgebaut haben und ihr Leben hier verbringen. Alle paar hundert Meter stehen hier wenige Häuser in einer Gemeinschaft. Das "Dorf" mag auch noch so klein sein - eine Kirche gibt es hier immer.

Während dieser Tour haben wir  einen kleinen Teil der Tierwelt Amazonies kennenlernen können: Leider sind die Tiere aufgrund der Dichte des Waldes und des trüben Wasser nicht so leicht zu entdecken, aber dafür haben wir uns umso mehr gefreut, wenn wir dann ein Faultier oben in den Bäumen entdecken konnten.  Kleine Affen haben  sich von Ast zu Ast gehangelt und verschiedene Vogelarten, wie der Hoatzin, haben ihre Melodien gepfiffen.

An der Ausgangsstation der Tour haben wir es und nicht nehmen lassen ein bisschen "Sport" zu machen.. hihi. Was wir damit meinen, seht ihr dann gleich unten bei den Bildern. Hier haben die  Einheimischen uns von der "Castanha de Sapucaia" kosten lassen, die auch Paradies-Nuss genannt wird. Vor unseren Augen wurde also die harte kastanienbraune Schale in Größe einer kleinen Kokosnuss "geknackt". Innenliegend sind dann die essbaren Kastanien - hmm.. Lecker :)! Die Schale der "Frucht" wird von den lokalen Bewohnern als Gebrauchsgegenstand genutzt: Trinkgefäße, Schalen, etc.

Nach der Tour haben wir uns auf Weg ins 35 km entfernte Santarém gemacht, um dort aufs Boot zu steigen, das erst am nächsten Tag losfährt. So wollten wir uns eine Nacht im Hotel sparen.
Alles leichter gesagt als getan! In Santarém angekommen mussten wir uns zunächst einmal orientieren: Wo ist die nächste Bank? Wo können wir eine Hängematte kaufen? Wo ist der Hafen für Boote, der Passagiere nach Belém bringt?

Letztendlich mussten wir feststellen, dass fast alle Geschäfte um 19 Uhr geschlossen sind und wir ohne Hängematte nicht auf dem Boot übernachten können. Die Stadt schien schon wie ausgestorben, also haben wir uns ein Hotelzimmer genommen und unsere To-Dos auf den nächsten Morgen verlegt. In Brasilien ist wirklich vieles verhandelbar, also haben wir auch den Preis für die Übernachtung um 20 R$ runterdrücken können :)

Mehr oder weniger ausgeschlafen haben wir uns am nächsten Morgen also auf ins Stadtzentrum gemacht. Ein völlig anderes Stadtbild hat sich uns präsentiert: super viele Verkaufsstände mit Hängematten, viel Trubel auf den Straßen und der großen Uferpromenade. Hier tummeln sich Familien, Jogger, Kreuzfahrtpassagiere, aber auch Hafenarbeiter, Geschäftsleute und Schiffscrews. Alle Geschäfte und Märkte waren geöffnet, so dass wir alles rechtzeitig erledigen konnten bevor es dann aufs Boot ging.









Montag, 7. September 2015

TAG 4

01.09.15 
Heute wollen wir also mit einer Bekanntschaft  zu seinem privaten Haus am Fluss fahren. Fredson haben die Jungs am ersten Abend hier in Alter kennengelernt. Er spricht gut Englisch und die Sprache des Bieres sprechen hier sowieso alle ;) Er hat uns eingeladen einen Tag mit ihm zu verbringen, da er hier zur Zeit auch im Urlaub ist und seine Familie besucht. Eigentlich kommt er aus Belém (dorthin geht es am Freitag). 
Kurz Geld mit unseren Girokarten abgehoben - zum Glück hat das doch noch funktioniert! - und noch Getränke im Supermarkt gekauft und schon geht es los. Wir ahnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht was uns erwarten wird, aber auf Abenteuer sind wir eingestellt. Unser Fahrer (ein Freund von Fredson) schließt einfach das Auto kurz und schon heult der Motor auf. So macht man das scheinbar hier in Brasilien. Die Fahrt zum Haus von Fredson ist streckenmäßig gesehen zwar kurz, aber für die rund 5 km benötigen wir 20 Minuten, da die Wege hier nicht mehr asphaltiert sind. Roter Sand und sehr hügelig. Fredson erklärt uns, dass wir in ein Stück von Alter fahren, dass nicht touristisch ist. Seine Nachbarn sind unter anderem der Bürgermeister und der Polizeidirekt - alles also sehr exklusiv.  
Nachdem wir verschwitzt  - ja, wir saßen zu viert auf der Rückbank ohne Klimaanlage bei gefühlten 35°C - angekommen sind, hat uns ein wirklich süßes Haus und Grundstück erwartet. Fredson gibt uns eine kleine Führung bevor wir die Aussicht von der Terrasse genießen. Natürlich gehört zu dem Haus auch ein privater Strand, der über eine Treppe zu erreichen ist.
Das Wasser hier ist angenehm warm und die Sonne knallt ordentlich. 
Die Jungs machen sich  mit Fredson auf den Weg zum Supermarkt. Wo der wohl sein mag? Es scheint als gäbe es hier weit und breit nichts als 6 Häuser und Regenwald. Auf dem Weg dorthin helfen die Jungs einem Mann, der einen Holzzaun hinter seinem Auto herzieht. Später stellte sich heraus, dass er der Supermarktbesitzer ist. Dort und in einem Restaurant wurde alles für unser BBQ besorgt. Er hat auch kurzerhand "Feierabend" gemacht, um die Jungs und Fredson zurück zum Haus zu fahren. 
Gemeinsam haben wir gekocht und gegrillt. Ein kleines Festmahl. Danach haben wir erstmal  ausgiebig in Hängematten gechillt - Jako hat auch ein kleines Nickerchen gemacht.
Falls wir es nicht schon erwähnt haben: Wir sind einfach iimmer und immer wieder überwältigt von der Freundlichkeit der Menschen hier. Fredson scheint sein Leben zu genießen und pflegt eine positive Lebensphilosophie "good Vibes". Das merken auch die Nachbarshunde, die ihre Zeit viel lieber bei Fredson verbringen als bei ihren Herrchen nebenan. 
Wir werden hier übrigens auch jeden Tag von tollen Sonnenuntergängen belohnt :) Gefolgt von einem klaren Sternenhimmel und der Milchstraße, die leicht zu erkennen ist. Seeeeehr romantisch. Natürlich dürfen quakende Frösche nicht fehlen.
Der Supermarktbesitzer fährt uns netterweise auch zurück in den Ort. Toll! 
Am Marktplatz von Alter do Chao genießen wir noch einen leckeren Schokoladenkuchen als Nachtisch und die Jungs noch ein letztes Bier - oder zwei oder drei letzte Biere. 




TAG 3

31.08.2015

Was für eine angenehme Nacht! Die Pousada gefällt uns echt gut. Wir bewohnen ein Viererzimmer, direkt vor der Tür befindet sich eine Hütte mit Hängematten. Chillig! Reinaldo betreibt die Pousada zusammen mit Frau und Kindern und man merkt, wie bemüht man hier ist, zufriedene Gäste zu haben. Gestern haben wir mit Sohn Davíd eine Exkursion in eine Comunidade weiter in den Rio Tapajos hinein vereinbart, um halb 9 soll es los geht. Das Frühstücksbuffet lacht uns schon an, allerdings müssen wir für die Exkursion eben noch Geld holen. "Eben". Nachdem wir uns durchgefragt hatten, wo die Bank ist, stellte sich heraus, dass Geld abheben mit der Kreditkarte hier nicht funktioniert. Na super. In der Farmacia gibt es auch einen Automaten, aber dasselbe Problem. Verdammt! Bleibt zu hoffen, dass die Maestrokarte (die aber in der Unterkunft ist) funktioniert.
Schnell zurück, wir sind ohnehin spät dran und haben auch noch Hunger. Reinaldo war entspannt, wir sollen einfach später bezahlen. Juhu! Nachdem wir doch noch unseren Kaffee und ein bisschen Brot und Obst bekommen haben, ging es ins Boot.
Außer uns war noch João dabei, den wir gestern kennenlernten. Wir machten uns gen Süden auf, den Rio Tapajos flussaufwärts. Nicht nur die Sichtweite des Wassers, sondern auch die Wellen erinnerten einen eher an ein Meer. Das zahlreiche Wasser, das uns ins Gesicht platschte, war aber natürlich süß. Während Alter do Chao ein recht großes und zivilisiertes Dorf ist (angeblich 5.000 Einwohner), passieren wir auf dem Weg nach Jamarqua viele vereinzelte Hütten und kleine Comunidades, indigene Gemeinschaften. Die Menschen winken uns freundlich zu. Vor einer Hütte sieht man eine Frau halb im Fluss stehen, die Wäsche macht. Reinaldo gibt jetzt ordentlich Gas, nass sind wir eh alle schon. Nach gut einer Stunde sind wir in Jamarqua. Jamarqua liegt in der Floresta Nacional do Tapajós, einem rund 5.500 Quadratkilometer großem Schutzgebiet. Das Dorf gehört zu einem der Ersten, die Besucher aufnehmen. Die Menschen leben überwiegend vom Abzapfen von Kautschuk, von der Fischerei und der Ernte von Paranüssen. Auf Portugiesisch heißt Paranuss übirgens Castanha do Pará, Pará ist der Staat, in dem wir gerade sind. Falls Günther Jauch mal fragt...
Beim Aussteigen steigt schon die Lust auf den Wald. Von oben haben wir zwar schon viel gesehen, jetzt wollen wir aber auch mal rein! Freundlich werden wir von der Dona begrüßt. Sie erzählt, dass 27 Familien in dieser comunidade leben, rund 100 Menschen. An der Wand hing eine Art Infotafel. Immerhin 26 Deutsche haben letztes Jahr den Weg hierher gefunden. Nachdem die Dona uns zum Kaffee eingeladen hat, kam auch schon Didi. Er führt uns durch den Wald. 

....jetzt muss ich mal ein bisschen schneller schreiben, sonst wird das ja nie was!

Dido zeigte uns Bäume, an denen Kautschuk abgezapft wurde. Er selbst arbeitet sowohl für die Kautschuk-"Industrie" als auch im Tourismus, indem er, wie uns heute, Leute durch den Wald führt. Er hat Augen wie Adler! Er weiß, wo er gucken muss, um uns was zeigen zu können. Rechts am Wegesrand haust unter einer Baumwurzel eine Tarantel. Mit einem Stock hitzelt er sie vorsichtig heraus. Auch weiß er, Gringos zu erschrecken. Während wir uns mutig vor die Tarantel setzen, um sie zu fokussieren, zwickt er uns in den Fuß. Auf unseren Schreck hin lacht er uns erstmal aus. Witziger Typ. Er weiß auch genau, wie man mit verschiedenen Geräuschen die Vögel des Waldes anlockt. Die meisten mit dem Mund, einmal nimmt er große Blätter und reibt sie an seine Machete. Und tatsächlich - der Vogel antwortet. Genial! Überall hängen Lianen. Wir versuchen uns im Klettern, ganz nach Tarzan. Als wir an einem gigantischen Baum pausieren, rennt Dido kurz in den Wald. Zurück kommt er mit einem großen Ast, aus dem bei senkrechem Halten Wasser hinaustropft. Dass Dido hier ausgewachsen ist, daran gibt es keine Zweifel. Der kennt sich aus! Nach der 5 stündigen Wanderung gehen wir zu Dona, einer alten, niedlichen Dame, die für uns gekocht hat. Fisch, Reis, Farofa. Das haben wir uns verdient. Anschließend holt Dido uns wieder ab zur Kanutour durch einen Seitenarm. Die Verständigung klappt immer besser. Englisch kann er nicht, aber mein Spanisch wird langsam immer portugiesischer. Dido ist sichtlich erfreut, als er uns Schimpfwörter beibringen kann. Noch ein Sprung ins warme Wasser, dann geht es zurück. Im Sonnenuntergang fahren wir zurück nach Alter. Das war schön!









Donnerstag, 3. September 2015

Tag zwei

30.08.2015 - TAG 2
Heute also geht es los - zum Amazonas! So oft schon davon gelesen, so oft in N24-Qualitätsdokumentationen gesehen. Ob der echt so groß ist?
Um 6.30 Uhr schellte gemeinerweise schon der Wecker. Einmal ordentlich gestreckt und gereckt... Ach nee... Das Bett ist kurz und die Decke direkt über unseren Häuptern. Also nix wie raus! Viel Zeit haben wir ohnehin nicht - Zähne putzen, die Müdigkeit aus dem Gesicht waschen und ab ins Taxi. Der Inlandsflughafen liegt näher an der Stadt als der internationale - nach 15 Minuten waren wir da. Gut, dass heute Sonntag ist! Same procedure as yesterday: Die gefühlten 16463 Schnallen und Bänder am Backpack zumachen und weg damit. Das Gewicht des Rucksacks muss wohl das nun bemerkbare Loch im Bauch kaschiert haben... HUNGER! Gott sei dank gibt es hier einen Pizzastand (Pizza ist so ´ne typisch brasilianische Spezialität). Kann man mal machen, morgens um 9... Loch weg, Laune steigt. Von Rio geht unser Flug über Brasilia, wo wir den Flieger wechseln, weiter nach Santarém. In Brasilia bleiben zum Umsteigen nur 41 Minuten. Pünktlich wie Sau und das nächste Gate gleich nebenan, bleibt sogar noch Zeit für ein Eis - nice! Möge unser aufgegebenes Gepäck es auch schaffen...
Brasilien ist übrigens etwa 24x so groß wie Deutschland. Vierundzwanzig! Von Rio de Janeiro nach Santarém sind es rund 2.600 km Luftlinie.
Gegen 14.30 Uhr beginnt der Landeanflug. Wald. Viel Wald. Soweit das Auge reicht. Kurz vor der Landung gesellt sich zum Wald noch Wasser. Viel Wasser. Das muss der Amazonas sein! Als die Tür des Flugzeugs sich öffnet, kommt uns schon die feuchtheiße Luft entgegen. Der Flughafen ist witzig. Eine kleine, unfertige Halle, die aber ihren Zweck erfüllte. Sogar unser Gepäck hat es hierher gefunden!
Jetzt stehen wir hier also am "Flughafen" von Santarém. So ganz ist uns nicht klar, wo wir überhaupt hinwollen. Bei unsereren Vorab-Recherchen fiel uns Alter Do Chao ins Auge, ein kleiner Ort am Rio Tapajos, einem Zufluss des Amazonas. Schauen wir mal. Nach gut einer Stunde warten und Andeutungen der Leute, dass sonntags nicht unbedingt ein Bus fährt, entscheiden wir uns, uns fahren zu lassen. Es wird früh dunkel hier und ein Schlafplatz wäre ja doch noch was Feines. Nach einer halben Stunde Fahrt durch Wald und noch mehr Wald kommen wir nun also in Alter Do Chao an. Als der Fahrer uns fragte, wo er uns absetzen soll, schauten wir uns an... da war doch was... Im Chatverlauf fanden wir dann noch den Namen einer Pousada (so nennt man hier kleine, meist familienbetriebene Unterkünfte). Pousada Tapajos. Die Location scheint perfekt, ein Viererzimmer ist auch frei. Tudo bem! Nach den Preisverhandlungen wollen wir schnell unsere Rucksäcke loswerden. Endlich wollen wir sehen und erleben, womit wir uns die letzten Wochen so viel beschäftigt haben.  Allein der Weg zum Fluss ist schon atemberaubend, die Farben der Dämmerung, die Wellen, gepaart mit dem Zierpen und Zurren der Tiere, wow. Und dann liegt er vor uns - nicht der Amazonas, aber der Tapajos, kurz vor der Mündung in den Amazonas. Die andere Seite des Ufers ist nur zu erahnen, so breit ist er. Man fragt sich, wie das gehen soll. Wie passt all das Wasser in noch einen anderen Strom? Und wie groß muss dann erstmal der Amazonas sein? Krass!
Nach einem Spaziergang entlang des Flusses und zahlreichen Ausdrücken des Erstaunens suchten wir noch das Restaurant auf, das Davíd aus der Pousada uns als schmackhaft und günstig empfohlen hat. Für umgerechnet etwa 30 € bekamen wir ein Festmahl für uns vier serviert. Frischer Fisch, ein großer Fleischspieß, Reis, Farofa, Salat und genügend Caipirinha und Bier. Gesättigt rollen wir nach Hause.